Astrid-Lindgren-Straße: Betonlandschaft mit funktionaler Auto-Architektur – Kein Schmuckstück für ein Wohngebiet
Planskizze zur Stellplatzsituation in Vauban. [ © eRich Lutz, Freiburg]
|
|
|
Zur Diskussion gestellt
Tiefgaragen unterlaufen das Verkehrsmodell
Die Idee ist bestechend und zugleich einfach: Anstatt mit dem Auto zu
seinem Stellplatz durchs ganze Quartier zu fahren, stellen
BewohnerInnen, die ein Auto ihr eigen nennen, das Gefährt am Rande
des Stadtteils in großen Sammelgaragen ab. Der Lärm, die
Abgase, die Gefährdung von Mensch und Tier bleiben so zu einem
großen Teil draußen. Stadt, Straßen und Plätze
werden wieder zu dem, was sie ursprünglich einst waren: Wohn- und
Lebensraum für Menschen.
Verkehrsmodell Ergebnis der Bürgerbeteiligung
Nur ein bis zwei verkehrsberuhigte und stellplatzfreie
Wohnstraßen sah die Planung anfangs vor. Dagegen gab es Einspruch
und die BewohnerInnen der ersten Stunde engagierten sich aktiv für
ein besseres Verkehrskonzept. Daraus ist das Verkehrsmodell Vauban entstanden, ein echtes Produkt der Bürgerbeteiligung! Ihr ist es zu verdanken, daß heute die meisten Wohnstraßen Vaubans als
stellplatzfrei ausgewiesen sind.
Verkehrskonzept wird unterlaufen
Doch zunehmend in den zuletzt realisierten Bauabschnitten hat der
Gemeinderat das Konzept unterlaufen und zahlreiche Gebäude mit
Tiefgaragen genehmigt. Das müssen die BewohnerInnen in mehrfacher
Hinsicht teuer bezahlen:
- Auch wer kein Auto hat, muß für seine Wohnung einen
teuren Stellplatz mitfinanzieren (Preise in Vauban: 15.000 bis 22.000 EURO)
- Einbüßung von Lebensqualität durch die negativen
Auswirkungen des Autoverkehrs im direkten Wohnbereich
- Alle BewohnerInnen Vaubans sind durch den zusätzlichen
Autoverkehr im Quartier betroffen
In Vauban geht der Trend weg vom Auto
Dabei geht der Ausbau der Infrastruktur Pro-Auto eindeutig gegen den
Trend. Schon die Zahlen von 2007 stellten unter Beweis, daß die
gute Anbindung Vaubans mit öffentlichen Verkehrsmitteln, das
Car-Sharing-Konzept und die Förderung des Radverkehrs den
Autoanteil schrumpfen ließen: Auf 1000 EinwohnerInnen entfielen
nur noch 250 Autos (367 sind es in Freiburg im Schnitt). Und 2009
überraschte noch einmal mit einem deutlichen Minus: Nur noch 157
Autos kamen auf 1000 EinwohnerInnen, das entspricht einem Rückgang
in zwei Jahren von sage und schreibe 37 Prozent. In Vauban werden damit
nur ein Drittel so viele Autos besessen wie im Bundesdurchschnitt.
Damit erweist sich der Tiefgaragenbau in Vauban eindeutig als
Fehlinvestition! Besser wäre es gewesen, das gute Geld in Dinge zu
investieren, die das Leben angenehmer machen würden: Gärten,
Sport- und Freizeitanlagen, Kinderspielplätze, Schwimmbad und
vieles andere.
Die 120 Plätze der Tiefgarage in der Astrid-Lindgren-Straße sollen zum großen Teil ungenutzt sein. Es wäre gut sie umzurüsten. Jazzkeller, Jugendzentrum,
Kegelbahn, Inline-Skating böten sich doch da an.
Eine Sonderstellung nimmt die Solarsiedlung ein. Dort wäre es auf den Grundstücken möglich gewesen, Stellplätze einzurichten. Es wurde aber darauf verzichtet und man hat den größten Teil des Areals der Siedlung zur stellplatzfreien Zone erklärt. Wer ein Auto nutzt ist verpflichtet, einen Stellplatz in der Tiefgarage des Sonnenschiffs zu erwerben.
Der Plan links unten verdeutlicht, wo in Vauban Tiefgaragenplätze, oder Auto-Stellplätze vorhanden sind. Die grün-markierten Gebäude in den verkehrsberuhigten Zonen sind stellplatzfrei und sorgen deutlich für weniger Verkehr im Quartier.
|